Seit Jahren ist Stuttgart für Mieter:innen die teuerste Großstadt Deutschlands. Um fast 48% haben sich die Mieten seit 2009 verteuert, bei Neuvermietungen sogar um 72%! Das führt immer mehr zur Verdrängung von uns Menschen mit einem schmalen bis mittleren Geldbeutel. Doch auch am Stadtrand oder im Umland können sich Gering- und NormalverdienerInnen die Miete eigentlich nicht mehr leisten. Ein immer größerer Teil unseres Einkommens geht für Miete Heizung, Strom und andere Nebenkosten drauf. Gleichzeitig steigen auch die Preise für Lebensmittel, Sprit, VVS-Tickets und andere Ausgaben. Was nicht steigt? Unsere Einkommen.
Europaweiter Aktionstag – Housing Action Day am 26. März – Kundgebung: 14 Uhr | Erwin-Schoettle-Platz
Wie in allen andern Städten, ist Wohnraum Spekulationsobjekt, mit dem Milliarden vom ärmeren Teil der Bevölkerung auf die Konten der Reichen umverteilt wird.
Warum wird es immer schlimmer und nicht besser? Weshalb werden unsere Bedürfnisse den Profiten von Spekulanten untergeordnet?
Wessen Stadt?
In Stuttgart fehlt es uns an bezahlbaren Wohnungen. Ganz Baden-Württemberg hinkt im sozialen Wohnungsbau seit Jahren hinterher. Gebaut werden Büros, Hotels, Einkaufstempel und Luxuswohnungen im Überfluss.
Die städtische Wohnungsgesellschaft SWSG hat 2021 einen Gewinn von 23,4 Millionen Euro erzielt. Trotzdem hat die Mehrheit im Gemeinderat eine Mieterhöhung von bis 6% und bis 35 Euro zu Anfang Juli beschlossen. Statt auf kommunalen Flächen bezahlbare Wohnungen für Menschen zu bauen, setzt die Stadt den Ausverkauf von Grundstücken an private Investoren fort. Bezahlbare Wohnungen werden abgerissen und durch teure Neubauten ersetzt.
Unsere Stadt!
Um den Schoettleplatz in Heslach kommen alle Wohnungsprobleme in dieser Stadt zusammen: spekulativer Leerstand, Verdrängung, Baubrachen, Modernisierungen zum Zwecke von Mietsteigerungen. Aber hier gibt es auch Gegenwehr. Die Hausbesetzung in der Wilhem-Raabestraße im Mai 2018 war die richtige Antwort auf den Skandal spekulativer Leerstand. Die Initiative Schoettle-Areal kämpft gegen den Abriss des Statistischen Landesamt und eine Nutzung der frei werdenden Büros für bezahlbare Wohnungen mit Gemeinschaftsräumen und sozialen Einrichtungen. Immer mehr Mieterinnen schließen sich den Mieterinitiativen an.
Nicht nur in Stuttgart gibt es Gegenwehr gegen Mietenwahnsinn und Wohnungsnot. In Berlin hat im September letzten Jahres eine große Mehrheit der Wähler:innen für die Enteignung großer Immobilienkonzerne gestimmt. Das ist ein Erfolg der jahrelangen Anstrengungen der wohnungspolitische Bewegung dort. Der Berliner Senat scheint bisher die Umsetzung dieses Vorhabens ausbremsen zu wollen, doch die Mieter:innen in Berlin wissen, dass sie den Druck auf der Straße aufrecht erhalten müssen, um Erfolg zu haben.
Deshalb gehen am 26. März auch in Berlin und anderen Städten in ganz Europa Menschen wie jedes Jahr zum Housing Action Day für bezahlbaren Wohnraum auf die Straße. Geh’ auch du auf die Straße!
Wir kämpfen gemeinsam für eine Stadt, in der die Bedürfnisse der Menschen an erster Stelle stehen, durch Belebung von Leerstand durch Enteignung, einen Wohnungsbau und Boden in öffentlicher Hand und steigende Löhne bei sinkenden Mieten!
Bundesweit gibt es nach aktuellem Stand (16.03.) in mindestens 16 Städten Aktionen zum Housing Action Day 2022, europaweit in mindestens 38 Städten!
Website des bundesweiten Aktionsbündnisses gegen Verdrängung und Mietenwahnsinn in dem auch wir sind: www.housing-action-day.net
Website der European Action Coalition for the Right to Housing and to the City (Europäisches Aktionsbündnis für das Recht auf Wohnen und das Recht auf Stadt) die europaweit Aktionen zum Thema, unter anderem den Housing Action Day, koordiniert: www.housingnotprofit.org